
Was sind „vertikale, transaktionale“ Messenger?
Immer mehr Start-ups entwickeln „vertikale & transaktionale Messenger“ für spezielle Zielgruppen & Branchen. Wir haben uns mal Simplo, Choco, Fyx und weitere B2B Messenger Apps angeschaut und bewertet, ob das eine echte WhatsApp-Alternative sein kann.
Was Du hier über „vertikale, transaktionale“ Messenger lesen wirst:
- Conversational vs. transaktional
- Definition transaktionale & vertikale Messenger
- Beispiele:
- Gründe für transaktionale & vertikale Messenger
- WhatsApp vs. vertikale Messenger
- Die Zukunft transaktionaler Messenger
Conversational vs. transaktional im Messenger
Die Idee der transaktionalen Messenger ist nicht neu. Während bei WhatsApp und Co eher der Austausch („conversational„) im Mittelpunkt der Unterhaltung steht – ist es bei vertikalen Messengern eher der Kauf & Verkauf („transaktional„) im Chat.
Die Idee dahinter: Handel war eigentlich schon immer ein persönlicher Dialog, eine Unterhaltung. Mit dem Internet und Apps ist diese Art der Kommunikation in den Hintergrund gerückt. Plötzlich musste der Kunde sich selber im Onlineshop oder der App zurechtfinden. Service und Beratung in Echtzeit blieb weiter ein Thema am Telefon.
Mit all seinen Nachteilen:
- limitierte Erreichbarkeit
- begrenzte Skalierung
- wenig Flexibilität
Jetzt geht es also wieder um den Dialog zwischen Anbieter und Käufer – nur eben digital. „The Age of Conversational Commerce“ nennen es die Experten. Der Dialog rückt wieder in den Mittelpunkt der Kommunikation. Nicht ohne Grund, hat sich WhatsApp zum beliebtesten Kommunikationskanal weltweit entwickelt. Schnelle, direkte und trotzdem flexible Kommunikation im Chat schlägt Warteschleife und E-Mail Ping Pong! Viele Unternehmen nutzen dabei beliebte Messenger wie WhatsApp. Auch im B2B setzen immer mehr Unternehmen auf innovative Kommunikation per Messenger.
Messenger werden in den nächsten Jahren das Telefon als stärksten Kanal ablösen, wenn man es schafft, dem Kunden den Kontakt oder eine Problemlösung einfacher und vor allem schneller zu gestalten.
Lukas Ratschke, Transgourmet
Transgourmet, der Gastronomie Lieferant bietet seit Juli 2018 seinen Geschäftskunden die Möglichkeit sich via WhatsApp direkt an den Kundenservice zu wenden und Produkte zu bestellen.
💡 Zum Weiterlesen: Diese Unternehmen und Branchen setzen bereits auf WhatsApp in der Kundenkommunikation.
Definition: Was sind vertikale, transaktionale Messenger?
Vertikale Messenger sind nun also Apps, die das Conversational Prinzip von bekannten Messengern adaptieren. Statt also auf WhatsApp und Co zu setzen, entwickeln vorwiegend Start-ups eigene Messenger Apps für spezielle Branchen (Vertikaler Messenger = speziell für eine Branchen). Die Funktion bleibt ähnlich. Der Kunde gelangt nicht auf einen stummen / dummen Onlineshop – sondern chattet „transaktional“ in der App mit dem Händler. Das Besondere dabei ist, dass es neben dem Chat auch schon sehr professionelle Features für den Handel gibt. Produktfeeds, Kataloge und die Anbindung an bestehende Rechnungs- und Shopsysteme, sind sicherlich ein großer Vorteil in der Verkaufs-orientierten Kommunikation.
Welche vertikalen & transaktionalen Messenger gibt es bereits?
1) REKKI – „Die Bestell-App für Köche“ Der britische Messenger gilt als erster und größter transaktionaler, vertikaler B2B Messenger.
„Lieferanten erhalten deine Bestellungen und Nachrichten in einem leicht lesbaren Format und können deine Bestellungen mit nur einem Klick bestätigen“, so die App Beschreibung.
Der britische Messenger Rekki gilt als Begründer der vertikal Messenger im B2B
2) Choco ist auch ein Messenger für Gastronomen und deren Lieferanten und hat schon über 30 Millionen Euro an Investorenkapital eingesammelt.
„Choco vereinfacht und beschleunigt die Kommunikation und Bestellungen mit deinen Lieferanten“, beschreibt sich das Unternehmen selber auf der Webseite.
Die App Choco für transaktionale Messenger Kommunikation zwischen Gastronomen und Lieferanten
3) Lupiter richtet sich speziell an Handwerker und das Baugewerbe.
Vielen Handwerksbetrieben fehlt vor allem eines: Zeit. Dennoch bestellen 80 % der Unternehmen ihr Baumaterial immer noch auf Papier, per Fax und Telefon.
Lupiter Gründer Giuseppe Ruffo bei deutsche-startups.de
Speziell für die Baubranchen: der transaktionale Messenger Lupiter
4) Simplo „Erfolgreiche Handwerker setzen auf Simplo“ so die Webseite, die auch sonst sehr an den Auftritt von Lupiter erinnert. Der transaktionale Messenger für Handwerker hat auch schon einiges an Venture Capital eingesammelt.
❗ 25.April 2021: Update Simplo App: Der Handwerker Messenger gibt auf! Nach Informationen des deutsche-startups.de Insider-Podcast #100 wird die Simplo App abgewickelt.
„Das klang zwar gut und in der Anfangsphase waren auch einige Handwerksbetriebe dabei – aber die breite Masse war viel viel schwerer zu erreichen als gedacht“
Alexander Hüsing, Chefredakteur deutsche-startups.de
Auch Simplo möchte in den Markt für transaktionale Handwerker Messenger
5) Auch Fyx ist spezialisiert auf Handwerker und die Baubranche. Gründer Thomas Pilar hat innerhalb von Viessmann bereits ein erfolgreiches Start-up gegründet und kennst sich damit sowohl in der Szene als auch auf der Baustelle bestens aus. Allerdings ist sein vertikaler Messenger wohl noch beta. Stand Juli 2020 gibt es die App noch nicht und nur eine einfache Webseite unter fyxapp.de
Fyx – erste Screenshots der vertikalen App
Gründe für den Einsatz von transaktionalen & vertikalen Messengern in der B2B Kommunikation
Dass „Conversational“ die Zukunft des Handels und der gesamten Unternehmen – Kunde Beziehung sein wird, steht für uns MessengerPeople fest. Die Vorteile eines schnellen Dialoges im Chat steht außer Frage! Welche Gründe sprechen also dafür, sich für eine spezielle App zu entscheiden und nicht gleich auf die größten und beliebtesten Messenger zu setzen. Die Argumente der Start-ups sind immer die gleichen: Datenschutz, schnell & einfach, Anbindung an Shop, CRM und Warenwirtschaft-Systeme.
Doch sind das wirklich Vorteile?
Vertikaler Messenger vs. WhatsApp (Endstand 0:3)
- Datenschutz: Ja, die WhatsApp Business App (für kleine Unternehmen) hat Datenschutz Schwachstellen! Aber über die WhatsApp Business API und Solution Provider wie MessengerPeople ist 100% DSGVO-konforme Kommunikation garantiert. Dazu investiert Facebook, also Mutter von WhatsApp Millionen Dollar in Server-Sicherheit und End-to-End-Verschlüsselung. Investitionen, die ein Start-up sicherlich nicht stemmen kann!
- Schnell und einfach: Einfach wäre, wenn der Händler sich nicht vorher registrieren muss und eine extra App herunterladen soll. WhatsApp wird von 95% der deutschen Smartphones genutzt – einfacher und schneller geht es nicht!
Die Entscheidungen für WhatsApp haben letztendlich nicht nur wir getroffen, sondern vor allem auch die Kunden! Lukas Ratschke, Transgourmet
- Anbindungen an bestehende Systeme: Auch hier ist es mittlerweile möglich via Software-Anbieter wie MessengerPeople und API-Schnittstellen, jedes System auch via WhatsApp abzubilden.
Die Zukunft der transaktionalen Messenger
Die Idee, die beliebteste Form der Kommunikation auch im B2B und für professionelle Ansprüche anzubieten, ist richtig! Schon heute aber zeigen Unternehmen wie Südzucker, SAP, Transgourmet oder Toneart, der Onlineshop für Profi Camcorder & Kamerazubehör, dass man DSGVO-konforme, schnelle und skalierbare B2B Kommunikation auch auf WhatsApp abbilden kann.
Schaut man nach China zu WeChat und auf die Entwicklungen von Apple Business Chat, Facebook Shops oder Googles RCS, wird schnell deutlich, dass alle Mainstream Messenger sich in genau diese Richtung entwickeln werden. B2B oder B2C und meisten sogar D2C!
Für extra entwickelte Apps für nicht besonders digital affine vertikale Zielgruppen wie Handwerkern und Köchen, wird die Luft daher dünn. Möge das eingesammelte Venture Capital lange reichen…